wirtschaftszweig mit zukunft
Die Geschichte des Gartenbaus in NRW
Ein gemeinsamer Verband, entstanden aus den beiden Landesverbänden Gartenbau Rheinland und Westfalen-Lippe e. V.
22. Juni 2016
Ein historisches Datum für den nordrhein-westfälischen Gartenbau
Mit nur einer Enthaltung stimmten die Delegierten der beiden Landesverbände Gartenbau Rheinland und Westfalen-Lippe e. V. in Bochum der Auflösung ihrer Verbände zu und machten damit den Weg frei für die Gründung des Landesverbandes Gartenbau Nordrhein-Westfalen e. V.
An der einstimmigen Zustimmung wurde deutlich, wie gut Rheinländer und Westfalen den Prozess der Verschmelzung vorbereitet hatten: Bereits seit 2011 haben viele Haupt- und Ehrenamtliche daran in verschiedenen Arbeitsgruppen gearbeitet, erste Überlegungen gab es bereits seit 2001. Der Landesverband Gartenbau Nordrhein-Westfalen e. V. vertritt als stärkster Landesverband in Deutschland 2000 Betriebe aus allen Sparten mit rund 50.000 Mitarbeitern. Die Verschmelzung zum neuen Verband wird nach dem Eintrag in das Vereinsregister juristisch wirksam.
Wie im Rheinland alles begann ...
Historie des Landesverbandes Gartenbau Rheinland e. V.
Zunächst bestand die Landesorganisation des rheinischen Gartenbaus aus den Gruppen Mittelrhein, Bergische Gruppe, Niederrhein und Sieg-Lenne. Wegen der damaligen Grenzen der Gebietskörperschaften waren auch die Gruppen Rhein-Mosel, Saar und Nahe im Verband vertreten. Erst verhältnismäßig spät traten die Kölner Gärtner, die bis dahin einen örtlichen Verein hatten, dem Verband als Gruppe Köln unter Führung von Ludwig Himmelmann bei.
Bei der Gründung zählte der Verband bereits 400 Mitglieder. Zunächst wurde die Geschäftsführung ehrenamtlich durchgeführt. Erst 1925 wurde eine selbständige Geschäftsstelle in Köln, Mohrenstraße 21, eingerichtet und als Geschäftsführer Dr. rer.pol. Schley als Geschäftsführer eingestellt. 1927 übernahm Ernst Schröder, Krefeld, die Geschäftsführung. Die Geschäftsstelle wurde in diesem Jahr nach Krefeld verlegt.
In der jungen berufsständischen Organisation entstand ein reges Leben. In Gärtnerversammlungen, die in Bezirken abgehalten wurden, wurden fruchtbare Diskussionen geführt. Mit „Gärtnertagen“ und „Rheinischen Gartenbautagen“ wurden die großen Probleme, die auch damals den Gartenbau drückten, in die Öffentlichkeit getragen. Fachliche Fragen, Strukturprobleme, Zölle, Ein- und Ausfuhrbestimmungen für Pflanzen, Einkaufs- und Absatzprobleme, Ausbildungsfragen, Währungssorgen während der Inflation, waren die Themen, die von der Gründung bis in die 20er Jahre den Verband beschäftigten.
Die Spitzenorganisation des deutschen Gartenbaus wurde 1924 in den „Reichsverband des deutschen Gartenbaus“ umgebildet und die rheinische Organisation in „Landesverband Rheinland e.V“ umbenannt. Auf die Arbeit des Reichsverbandes nahmen rheinische Gärtner wesentlichen Einfluss, unter anderem durch Friedrich Werner aus Beuel, der spätere Vorsitzende des Reichsverbandes, Ernst Schröder als langjähriger Geschäftsführer, der spätere Präsident des Zentralverbandes Gartenbau, der langjährige rheinische Landschaftsgärtner-Vorsitzende Josef Krins, Krefeld, T. Böhm, Oberkassel, als BDB-Vorsitzender und August Windhausen, Krefeld, als Vertreter der rheinischen Friedhofsgärtner.
1956 : Umzug des Verbandes nach Köln
Die in der Nachkriegszeit in Düsseldorf angesiedelte Geschäftsstelle wurde im Rahmen der Bundesgartenschau in Köln in einer Bauruine im Botanischen Garten, die dann mit Unterstützung der Mitglieder aufgebaut wurde, als „Haus des Rheinischen Gartenbaus“ angesiedelt. Von dort aus entwickelten die Präsidenten Theodorf Bayartz, Aachen, (1947 – 1963), Willi Schmitz, Siegburg, (1963 – 1975), Urban Schumacher, Kevelaer, (1975 – 1978) und Bernd Werner, Bonn-Beuel, (1978 – 2002), eine der dynamischen Betriebsentwicklung angepasste Verbandsarbeit.
Die Geschäftsstelle wurde ab 1960 von Dr. Heinz Valentin als Hauptgeschäftsführer geleitet. Zur gleichen Zeit trat Ernst Beck in die Geschäftsführung ein. Besondere Aufgabenschwerpunkte in dieser Zeit waren die Einführung der „Deutschen Blumenwerbung“, die Entwicklung der rheinischen Vermarktungseinrichtungen und eine zeitgemäße Ausbildung des Berufsnachwuchses. In den 60er Jahren wurden aufgrund der wachsenden Spezialisierung der Betriebe Fachgruppen gegründet. Die Fachgruppe „Garten- und Landschaftsbau“ verselbständigte sich 1979 zum Verband Garten-, Landschaft- und Sportplatzbau Rheinland e.V.
Wie in Westfalen-Lippe alles begann
Historie des Landesverbandes Gartenbau Westfalen-Lippe e. V.
1946 – 1996: Bewegte Jahre
1955 – 1965: Wirtschaftswunderjahre
Mehr schleichend setzte ein Wandel zu noch mehr Qualität ein. Es reichte nicht mehr aus, Mengen zu produzieren; diese mussten auch qualitativ gut sein. Die Nachfrage ab Mitte der fünfziger Jahre blieb gleichbleibend stark. Die Entwicklung zwischen 1955 und 1965 war geprägt durch neue Techniken und Verfahren und durch eine rasante Expansion der Unterglasflächen.
Die Handelskontingente wurden für den europäischen Binnenmarkt mehr und mehr gelockert, so dass sie für den Gartenbau überhaupt keine Rolle mehr spielten. Somit waren die letzten Schranken im internationalen Warenaustausch geöffnet. Einige westfälische Gartenbau-Kollegen nutzten nun auch die schon bestehenden weltweiten Kontakte für neue Entwicklungen in ihren Betrieben und brachten auf die gleiche Weise westfälisches Gartenbau-Know-How über den ganzen Globus.
Im Dezember 1962 wurde Dr. Jürgen Schrader als neuer Geschäftsführer vorgestellt und löste 1964 den in den Ruhestand eintretenden und bisherigen Geschäftsführer Willi Nieland ab. Die Partner-Gesellschaft des Landesverbandes, die Gesellschaft für Dauergrabpflege Westfalen-Lippe mbH wurde im August 1969 gegründet, um eine überregionale Treuhandstelle für die Friedhofsgärtner und ihre Kunden zu schaffen.
Die Mitgliederversammlung des Landesverbandes wählte 1963 Günter Gregg aus Castrop-Rauxel als Kreisgärtnermeister in den Vorstand des Landesverbandes. In dieser Funktion setzte er sich insbesondere für die besonderen Herausforderungen für Endverkaufsbetriebe ein. Einige Jahre später, im Jahr 1970, löste Günter Gregg den bisherigen Vorsitzenden des Verbandes, Friedrich Strüve, als Präsident ab und strebt in den folgenden Jahren eine engere Zusammenarbeit zwischen Gartenbau und Landwirtschaft an.
Dr. Jürgen Schrader schied zum 01.01.1975 aus der Geschäftsführung des Verbandes aus. Die Geschäftsführung wurde vorerst, unter Verzicht auf einen Verbandsdirektor, durch Hans Cwiklinsky, Wolfgang Beissenhirtz und Ruth Vogel wahrgenommen. Für reine Vermögens- und Finanzfragen ist Schatzmeister Heinz Schilken zuständig.
Im gleichen Jahr wurde Wolfgang Beissenhirtz nach Dr. Schrader neuer Geschäftsführer der Gesellschaft für Dauergrabpflege Westfalen-Lippe mbH. Außerdem erfolgte in 1975 die Gründung des Gartenbauhilfsdienstes Westfalen-Lippe e. V. Erster Vorsitzender ist Wilhelm Brinkmann aus Bielefeld.
Zwei Jahre später, im Juni 1977, startete der Bau eines neuen Verbandshauses in Dortmund-Brünninghausen.
Im Jahr 1979 wurde die „Landesarbeitsgemeinschaft Gartenbau und Landespflege e. V. (LAGL) gegründet, die den Grundstein für die Durchführung von Landesgartenschauen in NRW bildete.
Im September 1979 wurde dann in Dortmund-Marten mit 73.000 Quadratmetern der bisher größte Blumengroßmarkt in der Bundesrepublik eröffnet.
Dipl. – Ing. Michael Gotschika wurde 1979 für ein Jahr mit der Geschäftsführung des Landesverbandes beauftragt. 1980 übernahm Dr. Peter Komp die Geschäftsführung, die er bis 2006 innehielt.
Ab 1980 wurden große Erfolge, unter anderem im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ gefeiert. Insgesamt waren in den folgenden Jahren positive Einstellungen des westfälisch-lippischen Gartenbaus zu Investitionen, Beratung und Ausbildung zu erkennen.
Das Landesverbandspräsidium setzte sich dabei im Oktober 1981 wie folgt zusammen:
- Günter Gregg – Präsident
- Hans Oberschelp – Vize-Präsident
- Erich Reeker – Vize-Präsident
- Heinz Schilken – Schatzmeister
- Hans Schwarze – Vorsitz Ausbildungsausschuss
- Volker Gautsch – Vorsitz Endverkauf
- Wilhelm Brinkmann – Vorsitz Sozialausschuss
- Heinz Flüthmann – Vorsitz Blumen und Zierpflanzen
- Fritz Zappe – Vorsitz Gartenbauhilfsdienst
- Harri Fleck – Vorsitz Beirat Dauergrabpflege
- Bernhard Brokamp – Vorsitz Friedhofsgärtner
- Heinz Herker – Vorsitz Ausstellungsausschuss
- Werner Kley – Vorsitz LAGL NRW
- Friedrich-Wilhelm Klingelhöfer – Vorsitz Gemüsebau
- Hermann-Josef Vogt – Vorsitz BdB
- Rudolf Rottmann – Vorsitz Galabau
Im Herbst 1981 waren sich Ministerialrat Anton Kränzle und Präsident Günter Gregg einig, dass eine zentrale, internationale Ausstellung für den Gartenbau in Deutschland fehle. Daraus entstand die bis heute größte Fachmesse für den Gartenbau: Am 05. April 1982 unterzeichneten die Landesverbände Gartenbau Westfalen-Lippe e. V. und Nordrhein e.V. einen Partnerschaftsvertrag mit der Messe Essen über die Durchführung der ersten Internationalen Pflanzenmesse Essen (IPM).
Im gleichen Jahr wechselt die Führung des Verbandes. Nach 12 Jahren gibt Günter Gregg sein Amt als Präsident an Erich Reeker aus Coesfeld ab.
Ein Jahr später feiert die IPM eine erfolgreiche Premiere mit 8.600 Fachbesuchern.
1985 wird Geschäftsstellenleiter Hans Cwiklinsky nach 32-jähriger Tätigkeit für den westfälisch-lippischen Gartenbau in den Ruhestand verabschiedet. Ein Jahr später gibt Erich Reeker sein Amt als Präsident an Heinz Flüthmann ab. Dann, im Jahr 1987, wird Jürgen Winkelmann als weiterer Geschäftsführer eingestellt. Ruth Vogel scheidet nach über 23-jähriger Tätigkeit für den Berufsstand als Mitarbeiterin und Geschäftsführerin des GHD und VDOB im April des Jahres 1988 aus den Diensten aus.
1992 wurde Heinz Herker aus Bochum mit großer Stimmenmehrheit als Nachfolger Heinz Flüthmanns in das Amt des Landesverbandspräsidenten gewählt.
Ein Jahr später wurde das neue Verbandshaus, in dem sich die Geschäftsstelle des Landesverbandes bis heute befindet, neben dem Dortmunder Blumengroßmarkt an der Germaniastraße als „Dienstleistungszentrum des Gartenbaus Westfalen-Lippe“ eingeweiht.
1994 wurde eine neue, eigenständige Fachgruppe der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger im Landesverband unter Jürgen Winkelmanns Geschäftsführung gegründet.